Mittwoch, 5. Mai 2010

Tolle Neu-Entdeckungen und Eindrücke aus der Wachau

25 Winzerbesuche und 200 Weinverkostungen später - voll mit Eindrücken und tollen Neu-Entdeckungen sind wir zurück vom Wachauer Weinfrühling 2010. 


Eigentlich wollten wir auch noch die Tour de Vin im benachbarten Kamptal besuchen, doch viele interessante Gespräche und der persönliche Austausch mit den Winzern ließ uns länger in der Wachau bleiben als geplant.

Spannende Neu-Entdeckungen:

                                  Martin Muthenthaler & Peter Veyder-Malberg

Im etwas abgelegenen Elsarn (Nähe Spitz) sind wir auf die beiden "Greenhorns" Martin Muthenthaler und Peter Veyder-Malberg mit ihren puristisch-klaren, konzentrierten und sehr eigenwilligen Weinen gestossen. Martin liefert seit langem seine Trauben an die Genossenschaft - vor drei Jahren hat er sich entschlossen, Weine unter seinem eigenen Namen herauszugeben. Auch Peter ist in der Branche kein unbeschriebenes Blatt: u.a. war er 14 Jahre lang Betriebsleiter im Schlossweingut Graf Hardegg. Vor zwei Jahren hat er in Spitz sein eigenes Weingut gegründet. Beide sind quasi Weinbergs-Nachbarn und teilen eine gemeinsame Philosophie: die Natur gibt die Reife der Trauben vor - nicht die Richtlinien der Vinea Wachau. Deshalb gibt es bei den beiden Winzern auch keine Einteilung in die sonst üblichen Kategorien Steinfeder, Federspiel oder Smaragd.





Von den Weinen Martin Muthenthalers gefielen uns besonders der Gelbe Muskateller Ried Bruck 2009 sowie sein Riesling Bruck 2009 (schöne Pfirsichnoten, elegant, die kühle Stilistik spiegelt eine der kühlsten Lagen der Wachau wider). Bei Peter Veyder-Malberg gefielen uns vor allem sein Veltliner Loibenberg 2008, sowie sein Riesling Bruck 2009.

Fazit:
Die Weine von Martin und Peter sind sicher nicht die günstigsten der Wachau, zeichnen sich aber durch ihre Vielschichtigkeit aus - von Schluck zu Schluck hat man das Gefühl, man schmeckt eine andere Nuance Natur durch. Ob Peters Riesling Buschenberg 2009 mit einem Ab-Hof-Preis von 53.- € pro Flasche tatsächlich der "beste Riesling der Wachau" (Zitat Veyder-Malberg) ist, wird sich nach der  Füllung im September zeigen müssen.

Infos:


 Elisabeth Pichler-Krutzler
In Oberloiben präsentierte Elisabeth Pichler-Krutzler (Tochter des berühmten F.X. Pichler) in einer stylish-coolen "Garagenatmosphäre" ihr Angebot. Die studierte Juristin ist erst seit 2007 eigenständige Winzerin - und macht durchaus eigenwillige Weine, abseits des Mainstreams. Ihr Credo: lange Hefestandzeiten, ausschließliche Verwendung von Naturhefen. Der Zugang zu diesen Tropfen ist sicher nicht jedermanns Sache. Die komplexen Weine sollten - entgegen der österreichischen Gepflogenheit, Wein möglichst jung zu genießen - einige Jahre lagern. Uns gefielen der  pfeffrig-würzige Grüne Veltliner Klostersatz 2009, sowie der elegante Riesling In der Wand 2009 (Zitrusnoten und Mineralik durch heiße Terrassenlage)


Fazit: 
Die Zeit muss zeigen, ob die Philosophie von Elisabeth Pichler-Krutzler aufgehen wird - denn eine Rückverkostung älterer Jahrgänge ist logischerweise noch nicht möglich. Die Weine lassen jedoch jetzt schon viel erwarten, denn die probierten 2008er Jahrgänge haben sich bereits prächtig entwickelt. 

Infos: 

Weitere Verkostungsnotizen folgen asap ...

Dienstag, 4. Mai 2010

Unsere Favoriten beim Wachauer Weinfrühling


Mauritiushof - Franz-Josef Gritsch
http://www.mauritiushof.at/

Unser erster Besuch führte uns am Freitag nach Spitz zu Franz-Josef Gritsch in seinen Mauritiushof. Der Jahrgang des 31-jährigen Winzers überzeugte uns auf ganzer Linie. Wir probierten uns durch mehr als zwölf verschiedene Weine - vom Federspiel bis hin zur Auslese.





Besonders gefallen haben uns dabei das Federspiel Grüner Veltliner Singerriedel 2009, das leider schon ausverkauft ist, sowie die Riesling-Smaragde Setzberg 2009 (fruchtig-mineralisch, stoffig, Pfirsichnoten, Orangen, dunkle Mineralik) und 1000-Eimerberg 2009 (fruchtig-schiefriger Sortenvertreter mit vielschichtiger Nase).

Der Sauvignon Blanc Hartberg Smaragd 2009 mit 15% Alkohol ist nicht nur einer der derzeitige Lieblingsweine des Winzers selbst - auch uns hat dieser cremige, intensiv nach gelber Paprika riechende Tropfen unglaublich gut gefallen. 

Sein Muskateller Hartberg 2009 besticht mit exotischen Aromen von Guave und Ananas - ein fruchtig-frischer Sommerwein. Lecker!

Wir dürfen die erste Flasche Smaragd des Jahrgangs 2009 öffnen - und natürlich probieren :-)


Nach der Verkostung des aktuellen Jahrgangs durften wir im wunderschönen Garten des Mauritiushofes ganz in Ruhe - und mit den spannenden Infos des Winzers selbst - rückverkosten und sogar ältere Schätze aus dem Keller probieren (z.B. den unglaublichen Grüner Veltliner Loibenberg Smaragd Reserve 2006 - ein Wein wie flüssiges Gold: wuchtig-schmelzig, fruchtig-rund, keinerlei Altersnoten -> tapezierte den Mund; leider nicht mehr im Handel).




vor dem 1000-Eimerberg
                                                        













vor der Lage Singerriedel



Beeindruckend ist die Leidenschaft, mit der Franz-Josef  seine Weine macht, und seine Traditionsverbundenheit.   Auf einer kleinen Tour durch  Spitz hat er uns die einzelnen Lagen und ihre Besonderheiten erklärt.



Weingut Johann Schmelz

Sonntag früh probierten wir uns durch 15 verschiedene Weine des Weinguts Johann Schmelz in Joching. Wie immer besticht das Weingut durch klare, elegante und dichte Weine (v.a. die Veltliner).  

Unsere Favoriten: die beiden Grünen Veltliner Federspiele Pichl-Point 2009 (7,80 €; Nase: Birne, Gaumen: Mix aus Frucht und Mineralik) und Loibnergärten 2009 (7,80 €; Nase: verhalten nach Birne und Melone; Gaumen: zarte Mineralik), der Riesling Dürnsteiner Freiheit Smaragd 2009 (20.- €, cremig-schmelzige Nase, Pfirsichnoten, kraftvolle Mineralität, vielschichtig -> ein Parade-Riesling!), der Weißburgunder Postaller Smaragd 2009 (16.- €; zarte, elegante Nase, rauchiger als gewohnt, saftig-kraftvoll, tolles Potential), der Grüne Veltliner Loibenberg Smaragd 2009 (16.- €; schmelzig-fruchtige Nase, leicht rauchig, Pfefferl, kühle Stilistik -> ein eleganter und vielschichtiger Tropfen!) und der Grüne Veltliner Pichl-Point Smaragd 2009 (16.- €; mineralisch-cremige Nase, Kräuterschleier, fruchtige Opulenz).

                                                 
auf ein Glaserl mit Winzer Johann Schmelz

Die Grünen Veltliner waren mit die besten, die wir während unserer ganzen Tour verkostet haben. Johann Schmelz verzichtet weitgehend auf Botrytis, was seine Weine sehr lagerfähig und nicht anfällig für Firnisnoten macht. Seine Federspiele "pfeifen" nach eigenen Angaben ab August "so richtig rein" ...

mit Monika Schmelz vor der "Weinbühne" 

Der Riesling Weingebirge Federspiel 2009 ist dieses Jahr übrigens käuflich nicht zu erwerben - zumindest nicht in Europa: die 4.600 Flaschen gingen alle exklusiv an Starkoch Wolfgang Puck in die USA.

Weingut Jäger

Ein Besuch bei Roman Jäger in Weissenkirchen, der uns komplett überrascht hat - im positivsten Sinne: seine feingliedrigen, klaren und sehr interessanten Weine mit einer kühlen Stilistik begeisterten uns! Zum Betrieb gehören ausschließlich Weißenkirchner Spitzenlagen wie Klaus, Achleiten und Steinriegel.


  
Winzer Roman Jäger

Unsere Favoriten: Grüner Veltliner Ried Klaus Federspiel 2009 (7,50€; fein-fruchtige Nase, Melone, Mineralik), Sauvignon Blanc Federspiel 2009 (9,50 €; gelbe Paprika in der Nase, am Gaumen Cassis, kühle Stilistik, extra fein!), Riesling Ried Steinriegl Federspiel 2009 (9,50 €; sehr elegant! tolle Nase: Aprikose, Blüten, klar-kühle Stilistik), Riesling Ried Achleiten Smaragd 2009 (16.- €; vielschichtige, schöne Nase, leicht rauchig am Gaumen, tolle Frucht) und schließlich der Eiswein 2008 (18.- €; sensationelle Exotik! vielschichtig-konzentriert, nicht "zuckrig").